Was ist “Kardiologie”?

Die Kardiologie befasst sich mit der Diagnostik und Behandlung von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Es geht dabei nicht nur um die Behandlung bereits bestehender Erkrankungen, sondern auch um die Verhinderung lebensbedrohlicher Ereignisse wie zum Beispiel den Herzinfarkt. Die Prävention spielt dabei eine große Rolle.

Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Zuckererkrankungen, Übergewicht führen bekanntlich zu weitreichenden Folgen auch für weitere Organe. Somit ist man als Kardiologe auch interdisziplinär gefragt, das heißt man benötigt ein breites Gesamtwissen der Inneren Medizin. Nicht selten kommt es zu einem gemeinsamen Austausch mit anderen Kollegen aus unterschiedlichen Fachrichtungen.

Der Kardiologe überwacht Erkrankungen (u.a. Verlaufsbeobachtung nach Herzinfarkt, Herzschwäche, Herzklappenfehler) mit unterschiedlichsten Methoden und Möglichkeiten. Dabei spielt natürlich die apparative Diagnostik, allen voran der Ultraschall, eine herausragende Rolle.

Die Kardiologie teilt sich mittlerweile in unterschiedliche Fachbereiche auf. Zum Beispiel die Rhythmologie als Teilgebiet der Kardiologie befasst sich mit der Diagnostik und Therapie von speziellen und komplexen  Herzrhythmusstörungen. Dabei kommen spezielle Therapiemaßnahmen wie Herzschrittmacher und/oder Defibrillatorbehandlung vor. Aber auch Verödungsbehandlungen in Kathetertechnik (Ablation) zur Behandlung von speziellen Herzrhythmusstörungen werden durchgeführt.

Eine weitere wichtige Teildisziplin ist die „Interventionelle Kardiologie“. Dabei liegt der Fokus auf der Diagnostik und Behandlung von Herzerkrankungen unter Anwendung von Röntgenstrahlen und Kontrastmittel im Rahmen der Herzkatheterisierung. Dabei erfolgt in lokaler Betäubung die Punktion eines arteriellen Gefäßes, meist Leiste oder Handgelenk, über die dann der Katheter zum Herzen vorgeführt wird (Koronarangiographie); Zum Beispiel bei der koronaren Herzerkrankung (Verengung von Koronargefäßen, Anwendung von Ballon und Stent) oder in der Behandlung von Herzklappenerkrankungen (u.a. Aortenklappenstenose, Mitralklappeninsuffizienz) sowie anderer struktureller Herzkrankheiten (z.B. Loch in der Vorhofscheidewand).

Diese Untersuchungsmethoden zählen zu den so genannten „invasiven“ Verfahren. Davon abzugrenzen sind die „nicht-invasiven“ Methoden. Hierzu zählen u.a. Herzultraschall (Echokardiographie), Belastungsuntersuchungen (Belastungs-EKG, Streßultraschall), Langzeit-EKG / -Blutdruck, Spiroergometrie, Herz-CT und MRT.

Häufige Krankheitsbilder, die in der Kardiologie behandelt werden:

Bluthochdruck

Eine der häufigsten Erkrankungen, die mit erheblicher Morbidität verbunden und sehr häufig unerkannt ist. Der Bluthochdruck verursacht nicht nur am Herzen großen Schaden. Nieren, Gehirn z.B. sind weitere wichtige Organe, die dabei in Mitleidenschaft geraten. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Ereignisse (Schlaganfall, Herzinfarkt) steigen signifikant, insbesondere dann, wenn weitere Risikofaktoren (Diabetes, Rauchen, Fettstoffwechselstörung, Übergewicht) begleitend  vorhanden sind. Es fördert die Arteriosklerose (Verkalkung der Arterienwände). Umso wichtiger ist die frühzeitige Diagnose und Behandlung.

Herzrhythmusstörungen

Unser Herz schlägt aufgrund eines gezielten, gerichteten Ablaufs von Herzströmen. Jede Herzmuskelzelle besitzt die einzigartige Fähigkeit, Strom zu generieren und zu leiten. Allerdings können diese Stromkreise aus unterschiedlichsten Gründen durcheinander geraten. Diese sind nicht immer bedrohlich. Die „Bradykardie“ beschreibt langsame Herzfrequenzen, die „Tachykardie“ dagegen die Schnellen. Es gibt regelmäßige und unregelmäßige Pulsschläge. Das Herz kann sogar auch kurzfristig ohne elektrische Aktivität sein (Asystolie) mit der Folge einer Bewusstlosigkeit (Synkope). Das Beschwerdebild ist sehr unterschiedlich. Herzstolpern, Herzrasen, Unwohlsein, Klopfen sind hier typische Symptome. In jedem Falle ist eine weitere Abklärung zur genauen Unterscheidung der Rhythmusstörung wichtig. 

Koronare Herzkrankheit

Die Folge von nicht behandelten Risikofaktoren (s.o.) ist die zunehmende Gefäßverkalkung (Arteriosklerose), die wiederum zu fortschreitender Gefäßverstopfung/Verengung führen kann. Es kommt zu einer Sauerstoffunterversorgung im entsprechenden Gefäßgebiet des Herzmuskels. Typische Symptome sind Brustenge (Angina pectoris), Kurzatmigkeit (Dyspnoe), die unter körperlicher/emotionler Belastung zunehmen können und reproduzierbar sind. Plötzlich einsetzende Schmerzen dieser Art, die anhalten, müssen IMMER und SOFORT (not-) ärztlich beurteilt werden. Es können lebensbedrohliche Erkrankungen (Akuter Herzinfarkt, Lungenembolie, Aortendissektion) dahinterstecken, die einer sofortigen notfallmäßigen Therapie bedürfen.

Herzklappenfehler

Es gibt angeborene und erworbene Herzklappenfehler. Nicht alle bedürfen einer Behandlung. Sie müssen meist beobachtet und kontrolliert werden. Dies geschieht in der Regel mit dem Herzultraschall (Echokardiographie). Die häufigsten Herzklappenfehler im Erwachsenenalter sind die Aortenklappenstenose und die Mitralklappeninsuffizienz. In der Behandlung stehen mittlerweile auch etablierte nicht-operative Methoden zur Verfügung (z.B. TAVI = Transkatheter Aortenklappenimplantation).

Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz)

Die Herzmuskelschwäche beschreibt grundsätzlich eine Funktionsstörung des Herzens mit reduzierter Leistung. Ursachen hierfür sind vielfältig. Kurzatmigkeit, Müdigkeit, Einschränkung der körperlichen Belastbarkeit können Hinweise darauf sein. Die Abklärung erfolgt mit dem Ultraschall.

Entzündliche Erkrankungen (Myokarditis/ Perikarditis/ Endokarditis)

Entzündliche Veränderungen am Herzen können unterschiedliche Strukturen betreffen. Ist der Herzmuskel betroffen, so sprechen wir von „Myokarditis“, nicht selten ist der Herzbeutel (Perikarditis) mit betroffen. Infektionserreger und/oder entzündliche Vorgänge im Körper können den Herzmuskel (Myokard) betreffen. Sind gar Herzklappen durch bakterielle Besiedlung geschädigt, so liegt eine „Endokarditis“ vor.

Lungenembolie

Die Verschleppung eines Blutgerinnsels, meist aus den Beinen im Rahmen einer Thrombose, führt zu einem Verschluss einer oder mehrerer Lungenarterien. Dies führt zu einer Erhöhung des Druckes in der Lungenstrombahn. Es kann zu einer reduzierten Herzfunktion führen durch Belastung der rechten Herzhöhlen. Es können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auftreten. Plötzliche Atemnot muss IMMER und SOFORT ärztlich abgeklärt werden.

Was ist “Angiologie”?

Die Angiologie ist die „Lehre von den Gefäßen“ und ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin. Der Blickwinkel erfolgt somit aus internistischer Sicht. Nicht zu verwechseln mit der „Gefäßchirurgie“, die wiederum eine Teilgebietsbezeichnung der Chirurgie ist.

Der Angiologe beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Vorbeugung, Diagnostik und Therapie von Erkrankungen der Arterien, Venen und Lymphgefäße. Operative Eingriffe werden selten vom Angiologen durchgeführt. Häufig besteht eine interdisziplinäre Zusammenarbeit mit dem Gefäßchirurgen.

Eingriffe, die der Angiologe häufig auch durchführt, sind sogenannte „minimal-invasive Eingriffe“. Das bedeutet, dass Verengungen von Arterien (z.B. an den Beingefäßen, Eingeweidearterie oder Halsschlagader) mittels Kathetertechnik mit Ballon und Stent behandelt werden können. Dabei erfolgt kein Schnitt wie in der Chirurgie, sondern eine Punktion in lokaler Betäubung meistens in der Leistenarterie.

Arterielle Gefäßerkrankungen können entzündliche Ursachen haben (z.B. Vaskulitis) oder aber auch degenerative Veränderungen aufweisen (Gefäßverkalkungen = Arteriosklerose) basierend auf Risikofaktoren (z.B. Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Rauchen, Fettstoffwechselstörung). Diese gilt es frühzeitig zu erkennen und deren Folgen zu verhindern.

Häufige Erkrankungen, die sich daraus ergeben sind z.B.
• Schaufensterkrankheit (pAVK)
• Verengungen der Halsschlagader (Karotisstenose)

Ein weiterer Tätigkeitsschwerpunkt sind Erkrankungen der Venen und Lymphgefäße allen voran Thrombosen, Krampfadern (Varizen) und Lymphödeme. Nicht nur die Diagnosenstellung, sondern auch die weitere Betreuung z.B. nach einer Thrombose stellen wichtige Behandlungspunkte dar.

Häufig verwechselt werden Angiologie und Phlebologie. Was ist der Unterschied?
Die Phlebologie ist keine Facharzt- sondern eine Zusatzbezeichnung. So kann’s sein, dass auch Hautärzte (Dermatologen) oder auch Chirurgen Phlebologen sein können. Hier liegt der Fokus auf Erkrankungen der Venen. Der Angiologe ist eine Facharztausbildung, die sich nach einer mindestens dreijährigen internistischen Grundausbildung anschließt und sich auf das gesamte Gefäßsystem des Menschen ausrichtet.

Neben dem persönlichen Arzt-Patienten-Gespräch kommen der körperlichen Untersuchung und weiteren apparativen Diagnostik große Bedeutung zu. Häufig steht hier die Ultraschalldiagnostik im Vordergrund (Doppler-Duplexsonographie). Ergänzend kommen weitere bildgebende Verfahren wie zum Beispiel die Computertomographie (CT) und/oder Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz.

Die Therapie hängt natürlich von der Grunderkrankung ab und auf welches Gefäßgebiet sich diese bezieht. Nicht selten kommen konservative Therapiemaßnahmen zum Einsatz (z.B. medikamentös, entstauende Kompressionsbehandlungen). Aber auch kleine operative Eingriffe gehören, wie bereits erwähnt, zum Spektrum der Therapiemöglichkeiten bei Gefäßerkrankungen.

Häufige Erkrankungsbilder, die in der Angiologie behandelt werden:

Schaufenster-Krankheit (periphere arterielle Verschlusskrankheit)

Grundlage dieses Erkrankungsbildes ist die Arteriosklerose, also die Gefäßverkalkung, die je nach Ausprägung zu einer mehr oder weniger starken Verstopfung der Becken- und/oder Beinarterien führen kann. Durch die Verengung kommt es zu einer Dysbalance zwischen Sauerstoffnachfrage und Angebot im betroffenen Muskel. Folge sind meist krampfartige Schmerzen in den Waden oder Oberschenkeln während des Gehens (claudicatio), die früher oder später zu einem Gehstop zwingen. Nach kurzer Erholung des Muskels und Rückgang der Schmerzen, wird der Spaziergang fortgesetzt bis erneut die Symptomatik einsetzt. Einen ersten Hinweis auf die Erkrankung gibt die Bestimmung des Arm-Bein-Index (ABI s.o.). Ergänzend folgt eine Ultraschalluntersuchung zur genauen Detektive der Verengung.

Engstellen von Nieren- und/oder Eingeweidearterien

Hochgradige Verengungen (Stenosen) von Nierenarterien und Eingeweidearterien können zu unterschiedlichen Symptomen führen. Schmerzen nach/während des Essens im Bauch, Übelkeit/Erbrechen, Gewichtsverluste können auf eine Durchblutungsstörung des Darms hindeuten. Plötzliche, extreme Blutdruckschwankungen, zunehmende Funktionsstörungen der Niere(n) können auf eine Stenose der Nierenarterien hinweisen. Auch in diesen Fällen erfolgt zunächst eine Ultraschalluntersuchung. Je nachdem kommt eine weitere Bildgebung (CT/ MRT) oder gar die Angiographie zum Einsatz.

Engstellen/Verkalkung der Halsschlagadern

Auch bei diesem Erkrankungsbild kommt es durch eine Gefäßverkalkung zu einer zunehmenden Schädigung der Gefäßwand mit der Folge einer Verstopfung/Verengung der Blutbahn in das Gehirn. Sehr häufig liegen bereits Verkalkungen vor (Plaques) ohne Verengung (Stenose) und ohne Beschwerden, die aber bereits ein hohes Risiko für den Schlaganfall bedeuten. Daher ist es umso wichtiger, frühzeitig solche Veränderungen zu erkennen und zu behandeln. Dies erfolgt zunächst medikamentös. Unter Anwendung von Ultraschall könne solche Plaques detektiert werden. Bei Vorliegen höhergradiger Verengungen kommen operative Maßnahmen oder gar Stenttechnologien zum Einsatz.

Aortenaneurysma

Ein Aneurysma beschreibt zunächst eine lokale Aussackung eines Blutgefäßes. Aneurysmen können grundsätzlich in jedem Gefäß auftreten. Nicht selten zeigen sie sich im Kopf und in der Bauchaorta. Degenerative Gefäßwandveränderungen sind die häufigste Ursache. Das männliche Geschlecht, Rauchen und Arteriosklerose sind unabhängige Risikofaktoren. Ein Großteil der Bauchaortenaneurysmen sind asymptomatisch und werden als Zufallsbefund im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung gesehen. Das frühzeitige Erkennen ist wichtig zur Einschätzung des Risikos. Meist bleiben sie unter jährlicher Beobachtung. Übertreffen sie allerdings kritische Größen von 5-5,5 cm, so besteht eine Notwendigkeit der Behandlung. Dabei kommen unterschiedliche Operationsmethoden zum Einsatz. Ein routinemäßiges Ultraschall-Screening ist inzwischen eine Kassenleistung für Männer ab 65 Jahre und sollte großzügig wahrgenommen werden, um gerade asymptomatische Bauchaortenaneurysmen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Krampfaderleiden (Varikose)

Krampfadern beschreiben dauerhaft erweiterte Venen des oberflächlichen Venensystems auf Grundlage eines Verschlussdefekts der Venenklappen. Das Blut fließt in diesen Bereichen entgegen der eigentlichen Flußrichtung und führt auf diese Weise zu einer Belastung und Überdehnung der Venen. Folge sind Schwellneigung und Wassereinlagerung im Gewebe (Ödeme). Das Lebensalter, das weibliche Geschlecht, Bewegungsmangel sind Risikofaktoren. Eine Vererbung spielt bei der primären Varikose eine Rolle. Die Ausprägung einer Varikose ist vielfältig. Besenreiser zum Beispiel sind Ausdruck einer milden Ausprägung und haben keinen Krankheitswert, wenngleich sie auf das Leiden hinweisen. Die körperliche Untersuchung, Anamnese und der Ultraschall spielen in der Diagnostik die entscheidenden Rollen.

Thrombose

Eine Thrombose beschreibt zunächst das Eindicken des Blutes im Gefäß mit Ausbildung eines Gerinnsels (Thrombus), der das Gefäß nicht selten verstopft. Die Gefahr der Thrombose ist das Lösen und Verschleppen in andere Organbereiche (z.B. Lungenembolie). Die Thrombose kann oberflächliche und tiefe Beinvenen betreffen. Schmerzen, Umfangszunahme der Extremität können als Symptome auftreten, die umgehend abgeklärt werden müssen, um Komplikationen zu verhindern. Zum Einsatz kommt der Gefäßultraschall. Die Therapie umfasst in der Regel eine blutverdünnende Therapie und eine Kompression zur Entlastung.

Veränderungen der Lymphgefäße

Veränderungen der Lymphgefäße, sei es erworben oder angeboren, führen zu einer Abflussstörung/Stau der Lymphflüssigkeit in der betroffenen Extremität. Das klinische Bild entspricht einem (Lymph-) Ödem mit Einlagerung von Wasser im Gewebe. Begleitende entzündliche Veränderungen der Haut (Wundrose = Erysipel) kommen vor und müssen antibiotisch behandelt werden. Ziel der Behandlung ist die Entstaung der Extremität unter Anwendung einer Kombination aus unterschiedlichen Methoden: Manuelle Therapien, Kompressionsbehandlungen, Bewegungstraining, hautpflegende Maßnahmen stehen hier im Fokus.