Schaufensterkrankheit – mit Rücken- und Beinschmerzen zum Angiologen?

Nicht selten führen Rückenbeschwerden, vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule, häufig gepaart mit Schmerzen im Oberschenkel den Patienten zum Orthopäden. Oft stecken dahinter verschiedene Erkrankungsbilder des Bewegungsapparates, die erfolgreich auf verschiedene Art und Weise behandelt werden können.

 

INHALT

01 |  Lohnt sich bei Rückenschmerzen mitunter der Gang zum Gefäßmediziner?
02  |  Was hat nun das Schaufenster mit der Arteriosklerose zu tun?
03  |  Was führt nun zu der vorzeitigen Gefäßalterung?
04  |  Was tun, nachdem eine Gefäßverstopfung erkannt wurde?
05  |  Fazit

01 | Lohnt bei Rückenschmerzen mitunter der Gang zum Gefäßmediziner?

Ca. 4-5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer speziellen Form einer Gefäßerkrankung in den Beingefäßen, der sogenannten „pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit“, im Volksmund auch Schaufensterkrankheit genannt. Ursache hierfür ist die sogenannte Arteriosklerose (Sklerose = Verhärtung). Dabei handelt es sich um eine zunehmende Verkalkung der Arterien unseres Körpers, die wiederum unterschiedliche Ursachen haben kann. Man kann sagen, es handelt sich um eine vorzeitige „Gefäßalterung“, die sich in unterschiedlichen Organen manifestieren kann. Sie ist Ursache für weitere Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall.

02 | Was hat nun das Schaufenster mit der Arteriosklerose zu tun?

Je nach Ausprägung und Schwere der Gefäßverkalkung kann es zu mehr oder weniger starken Durchblutungsstörungen infolge einer Verstopfung von Gefäßen kommen. Die Folge ist eine Sauerstoffarmut in dem betroffenen Gebiet, was im Fall der pAVK zu Schmerzen im Bereich des Rückens, des Gesäßes sowie der Beine kommen kann. Um diese Unannehmlichkeit vor anderen Mitmenschen zu verbergen, bleibt man vor den Auslagen der Schaufenster stehen. In dieser Zeit kann sich der Muskel wieder erholen, der Sauerstoffgehalt nimmt zu und die Schmerzen verschwinden. Solange, bis die nächste Etappe gegangen wird und die Schmerzen nun wieder zum Stehenbleiben zwingen. Diese Symptomatik nenne die Gefäßspezialisten claudicatio intermittens.

03 | Was führt nun zu der vorzeitigen Gefäßalterung?

Gefäßrisikofaktoren begünstigen die Entstehung der Arteriosklerose und somit das Fortbestehen dieser Erkrankung. Allen voran Rauchen, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Übergewicht , hohe Cholesterinwerte und eine genetische Belastung lassen das Risiko steigen. Mit jedem weiteren Risikofaktor potenziert sich das Risiko bis hin zu einer xfach erhöhten Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt, Schlaganfall sowie Durchblutungsstörungen der Beine. Was passiert genau? Die Gefäßwand wird rissig und porös. Das heißt, dass dies der Beginn der zunehmenden Ablagerung durch zirkulierende Blutfette, allen voran das LDL-Cholesterin, bedeutet.

Das Tückische daran ist, das der frühzeitige Schaden in den Gefäßen oft nicht erkannt wird, da keine Beschwerden auftreten. Dennoch nimmt das Risiko von Tag zu Tag zu ohne dies zu wissen. Das Gute ist, je eher wir das genaue Risiko und das „Gefäßalter“ kennen, desto eher können wir etwas dagegen tun und den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Das ist das Erfolgsrezept in der Behandlung der Arteriosklerose, die auf verschiedene Weise in unserem Körper wütet! Was kann man also tun? Der Angiologe, als Spezialist auf dem Gebiet der Gefäßmedizin, ist in diesem Fall der richtige Ansprechpartner.

Neben der körperlichen Untersuchung als erste unverzichtbare Maßnahme kommt der sogenannten ABI-Messung große Bedeutung zu (ABI = Arm-Bein-Index). Diese Messung erlaubt als erste diagnostische Maßnahme einen Verdacht auszuschließen oder weiter zu erhärten. Bei dieser Methode werden lediglich die Blutdrücke an Armen und Beinen mit einer Manschette gemessen. Der daraus ermittelte Index lässt eine weitere wichtige ergänzende Beurteilung zu. Zudem eine einfache, unkomplizierte und schmerzfreie wichtige Methode zu Erkennung eines individuellen Herz-Kreislauf-Risikos. Häufig wird diese Messung nun in der Folge mit der Ultraschalluntersuchung der Gefäße kombiniert, ggf. unter weiterer ergänzender diagnostischen Maßnahmen wie die Computertomographie (CT) und/oder der Magnetresonanztomographie (MRT), um hier den eindeutigen „Beweis“ der Gefäßverstopfung zu führen.

04 | Was sind die weiteren Schritte, nachdem eine Gefäßverstopfung erkannt wurde?

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu wissen, dass eine Arteriosklerose nicht „geheilt“ werden kann. Das bedeutet, dass die zur Gefäßverkalkung geführten Risikofaktoren erkannt werden müssen. Eine Behandlung dieser wird zwangsläufig das Voranschreiten der Gefäßerkrankung aufhalten. Das heißt, die Therapie basiert auf 2 Bausteinen. Zum einen geht es um die Risikominimierung durch Erkennung der Risikofaktoren. Zum anderen sollte je nach Ausprägung und Schwere der Beschwerden das „Gefäßproblem“ beseitigt werden. Wie? Nicht immer muss operiert werden. Mittlerweile stehen weitere sogenannte „minimal-invasive“ Maßnahmen zur Verfügung, die eine Gefäßverstopfung beseitigen können.

In diesem Zusammenhang ist die Gefäßweitung mittels Ballon und Stent über einen Katheter zu nennen. Das Gehtrainung steht dabei immer als begleitende oder sogar wichtigste Maßnahme im Vordergrund. Dies ist wirksam und wissenschaftlich belegt. Was hat das Gehtrainung damit zu tun? Bei gleichen Trainingseinheiten von ca. 30-45 Minuten am Tag stimulieren wir unseren Körper dazu, neue kleine Gefäße zu bilden, die als eine Art natürliche „Bypässe“ dienen und so dazu verhelfen, länger und schmerzfreier zu gehen. Neben den genannten Maßnahmen kommt nicht selten eine begleitende medikamentöse Therapie zur Anwendung. Hier ist die Blutverdünnung in Form eines sogenannten „Plättchenhemmers“ (z.B. ASS, Clopidogrel) sowie einem Blutfettsenker (sogenannte „Statine“) anzuführen.

05 | Fazit

HerzinfarktzonenRücken-, Gesäß-, Beinschmerzen müssen nicht immer orthopädische Ursachen haben. Gefäßverstopfungen, verursacht durch Arteriosklerose, können zu dem Bild der Schaufensterkrankheit führen (so genannte pAVK). Häufig liegen nicht erkannte Risikofaktoren vor (Bluthochdruck, Rauchen, erhöhtes Cholesterin, Zuckerkrankheit), die zu einer frühzeitigen Gefäßalterung führen und damit bedeutsam das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Das Tückische: Zu Beginn liegen keine Beschwerden vor. Die „schmerzlosen“ Erkrankungen wie z.B. Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen führen bereits früh in ihrer unterschiedlichsten Ausprägung zur Manifestation einer Arteriosklerose. Eine frühzeitige Erkennung der Risikofaktoren lassen die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten zum Teil tödlicher Ereignisse wie dem Herzinfarkt und / oder Schlaganfall deutlich senken.

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