Post-COVID-Syndrom

01 | Einleitung

Die pandemische Entwicklung durch das SARS-CoV-2 Virus („Corona-Virus“) hat in Deutschland alleine > 32 Mio Erkrankungsfälle hervorgebracht. Neben der akuten Erkrankung unterschiedlichen Ausmaßes zeigten sich anhaltende Symptome über Wochen und Monate. Dabei zeigt sich ein unterschiedliches Spektrum an Symptomen, die zu einer teilweise bedeutenden Einschränkung der Lebensqualität führen. Diese prolongierte Verlaufsform wird unter den Begriffen „Long-COVID“ bzw. „Post-COVID-Syndrom“ (PCS) geführt und legen eine bleibende Schädigung von strukturellen und/oder funktionellen Organstrukturen nahe.

Per aktueller Definition sprechen wir von „Post-COVID-Syndrom“, wenn die Symptome länger als 12 Wochen anhalten ohne das andere Erklärungen für die Symptomatik vorliegen. Dabei kann eine Symptomatik bleiben, von ihrer Stärke und Ausprägung schwanken oder wiederkommen.

02 | Was liegt dem PCS denn überhaupt zugrunde?

 Was wir wissen, ist die sehr breite Verteilungsmöglichkeit des Virus im Körper über die Bindung an spezielle Rezeptoren an der Körperzelle (so genannter Angiotensin-konvertierendes Enzym 2 – Rezeptor = ACE), die an vielen Organen im Körper vorkommen.

Üblicherweise beginnt die Infektion im Mund-Nase-Rachen-Raum und verteilt sich schließlich über die Lunge im Körper.

Wir wissen auch, dass das Virus eine Gefäßentzündung auslösen kann. Die innere Gefäßwand (Endothel) wird auf diese Weise geschädigt, so dass es schließlich zu einer verminderten Aufnahme von Sauerstoff in den betreffenden Organen kommt und auf diese Weise zu einer organischen Funktionsstörung. Da überall im Körper Gefäße vorliegen, um jede Zelle mit Sauerstoff zu versorgen, kann somit auch jedes Organ in Mitleidenschaft geraten.

Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass das Virus nach der akuten Phase in bestimmten Zellen des Körpers „verweilen“ und auf diese Weise immer wiederkehrende Entzündungen verursachen kann, die schließlich zu einem verlängerten, prolongiertem Verlauf im Sinne eines PCS führen können. Darüber hinaus fand man weiterhin heraus, dass sich sowohl in der akuten Phase der Infektion wie im weiteren Verlauf eines PCS so genannte Autoantikörper bilden; Eiweiße, die gegen eigenen Zellbestandteile gerichtet sind.

03| Was passiert genau am Herzen? Und wie machen sich mögliche Veränderungen am Herzen bemerkbar?

Klinische Beschwerden, die das Herz-Kreislauf-System betreffen sind meist unspezifisch und treten nicht selten auch bei anderen Erkrankungsbildern auf: Darunter findet sich sehr häufig das Fatigue-Syndrom, Luftnot, Brustschmerzen, schneller/unregelmäßiger Puls (Palpitationen) und die Leistungsminderung. Diese spürbaren Veränderungen müssen nicht zwingend in einem direkten Zusammenhang zu einer COVID-19 Infektion bzw. einem Post-COVID-Syndrom stehen. Sofern aber Symptome im Rahmen einer COVID-19 Infektion aufgetreten sind und fortan in unterschiedlicher Ausprägung bestehen, empfiehlt sich die weitere kardiale Abklärung.

Im Zentrum der Untersuchungen, vor allem in der ersten Phase der Pandemie, stand die MRT des Herzens. Zeichen der akuten Infektion/Entzündung (Inflammation) im Herzmuskel sowie  Thromben in kleineren und größeren Gefäßen konnten eine kardiale Beteiligung bestätigen.  Durchblutungsstörungen und entzündliche Bereiche können dabei zu kleineren Vernarbungen führen und insgesamt die Leistungsfähigkeit des Herzens einschränken und auf diese Weise zu der bereits geschilderten Symptomatik führen. Für Spätschäden am Herzen wird eine chronische Entzündung durch eine verbleibende Viruslast in den Herzmuskelzellen, autoimmune Reaktionen , die (endotheliale) Dysfunktion von Gefäße mit Versteifung und Elastizitätsverlust aber auch bestimmte immunologische Gründe vermutet.

Nicht nur die herzeigenden Muskulatur sondern auch das um den Herzmuskel verlaufende Reizleitungssystem kann im Rahmen der kardialen Beteiligung des Virus zu Herzrhythmusstörungen führen. Dabei hat sich der beschleunigte Puls (Sinustachykardie) die am häufigsten aufgetretene Rhythmusstörung herausgestellt, die durchaus bis zu > 6 Monate nach der Infektion anhalten kann. Die Schädigungen des Reizleitungssystems können dabei unterschiedliche Formen der Rhythmusstörung auslösen. Beschrieben wurden dabei auch deutliche langsame Herzfrequenzen (Bradykardien) und Vorhofflimmern.

Wichtig an der Stelle ist zu sagen, dass nicht jeder Mensch mit einer COVID-19 Infektion das gleiche Risiko für eine akute und/oder chronische kardiale Beteiligung hat.

Menschen mit einer kardio-vaskulären Beteiligung in der akuten Phase oder neue aufgetretene kardiale Manifestationen nach COVID-19 sowie Leistungssportler haben ein erhöhtes Risiko für die Ausbildung eines Post-COVID Syndroms.

Eine hohe Menge an viraler RNA zu Beginn der Erkrankung, das Vorhandensein von Autoantikörpern, Reaktivierung von persistierenden Viren in neurogenen Strukturen und das Vorliegen eines Diabetes mellitus scheinen prädisponierende Faktoren für Langzeitschäden am Herzen zu sein.

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