Thrombose – Lungenembolie: Welches Risiko besteht?

Einleitung

Eine Thrombose, abgeleitet von dem Begriff des „Thrombus“, beschreibt zunächst den Zustand eines Blutgerinnsels, welches aus unterschiedlichen Gründen in einem Gefäß des Körpers entstanden ist. So kommt ein Thrombus nicht nur in Venen vor, sondern auch in Arterien („Hochdrucksystem“; Gefäße mit sauerstoffreichem Blut). Die daraus resultierenden möglichen Folgen sind dementsprechend verschieden.

Wenn wir jedoch von Thrombose sprechen, so meinen wir in der Regel die Beinvenenthrombose, da diese den größten Anteil an venöser Thrombose hat. Je nach Ausmaß verstopft der Thrombus das komplette Gefäß und verhindert so den Rückstrom des Blutes über das betroffene Gefäßsegment. Folge ist nicht selten eine Schmerzhaftigkeit im betroffenen Bereich mit einer Schwellneigung, lokalen (Venen-)Entzündung und Umfangsvermehrung des Beines. Die Beinvenenthrombose beinhaltet 2 Risiken, auf die ich im weiteren Verlauf noch eingehen werden: Die Lungenembolie und das Postthrombotische Syndrom.

01 | Thrombusbildung

Wir müssen bei einer Thrombose zwischen dem oberflächlichen und dem tiefen Venensystem unterscheiden, da es unterschiedliche diagnostische und therapeutische Konsequenzen nach sich zieht. Bei den oberflächlichen Thrombosen handelt es sich nicht selten um eine Thrombose von Krampfadern. Bei einer tiefen Beinvenenthrombose besteht zudem ein erhöhtes Risiko der Lungenembolie. Somit ist es von großer Wichtigkeit, früh eine Diagnose zu stellen, um die notwendigen therapeutischen Schritte einzuleiten. Neben Bestimmung von speziellen Blutwerten gelingt die Diagnosesicherung bzw. Ausschluss in der Regel durch Anwendung von Ultraschall.

02 | Was deutet auf eine Thrombose hin?

  • Lokaler (Druck-)Schmerz / Spannungsgefühl
  • Anschwellung / Umfangsvermehrung des Beines / Unterschenkels /Knöchelregion
  • Rötliche, schmerzhafte Veränderung der Haut
  • Überwärmung

Die Behandlung einer Beinvenenthrombose besteht normalerweise in der direkten Blutverdünnung, um das Wachstum der Thrombose und Komplikationen zu verhindern. Bei oberflächlichen schmerzhaften Veränderungen kommen zudem lokale kühlende Maßnahmen zur Anwendung. Begleitend erfolgt eine Kompressionsbehandlung, um einerseits Symptome zu lindern und aber auch um das Risiko bleibender Schäden in den Venen („Postthrombotische Syndrom“) zu reduzieren.

Eine schwerwiegende Komplikation der tiefen Beinvenenthrombose ist die Lungenembolie: Teile des Thrombus reißen ab und werden mit dem Blutstrom herzwärts transportiert (Embolus). Dabei gelangen die Thrombusanteile in den rechten Teil des Herzens und von dort schließlich in das Endorgan „Lunge“. Je nach Ausmaß verstopfen die Thrombusanteile dort kleinere und/oder größerer Lungengefäße. Das Spektrum der Symptomatik ist breit, aber nicht weniger gefährlich. Kleinere Embolien können sogar kaum bis keine Beschwerden verursachen und werden als „Zufallsbefund“ in einer Computertomographie erkannt; Bis hin zu schweren Verlaufsformen mit plötzlichem Herz-Kreislauf-Stillstand. Da aufgrund der Verstopfung eine eingeschränkte Blutversorgung in dem betroffenen Lungenabschnitt besteht, erhöht sich das Risiko für eine begleitende Lungenentzündung.

03 | Mögliche Symptome, die auf eine Lungenembolie hindeuten:

  • Plötzliche Luftnot / Schnelles Atmen
  • Druckschmerz auf dem Brustkorb
  • Begleitender Hustenreiz
  • Schneller Pulsschlag / Herzrhythmusstörungen
  • Bewusstlosigkeit

 

Abbildung: Lungenembolie

LungenembolieLungenembolie

Da die Symptome aber auch bei anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems auftreten können (z.B. Herzinfarkt), bedarf es zur schnellen Diagnosesicherung einen raschen ärztlichen Kontakt und Beurteilung. Auf diese Weise können früh weitere diagnostische und therapeutische Schritte eingeleitet werden.

Wenn der Verdacht einer Lungenembolie besteht, kommen Herzultraschall und eine Computertomographie (CT) in der Regel zur Anwendung. Die CT-Untersuchung (mit Kontrastmittelgabe) lokalisiert die Embolie und damit das Ausmaß. In der Herzultraschalluntersuchung kann eine möglich Mitbelastung des Herzens beurteilt werden.

04 | Was verursacht nun eine Thrombose?

Benannt nach dem deutschen Pathologen Rudolf Virchow (1821-1902) werden die ursächlichen Faktoren als „Virchow-Trias“ zusammengefasst. Vereinfacht kann gesagt werden, dass die

  1. Veränderung der Gefäßwand (Endothelschaden)
  2. Veränderung der Strömungsgeschwindigkeit des Blutes
  3. Veränderung der Zusammensetzung des Blutes

die wesentlichen Ursachen für die Entstehung einer Thrombose darstellen.

Dem können unterschiedliche Erkrankungsbilder zugrunde liegen, so dass zum Beispiel Menschen mit einer angeborenen Gerinnungsstörung ein erhöhtes Thromboserisiko haben können.

Aber auch eine längere Immobilität (z.B. Bettlägerigkeit, Operationen, Lähmungen) oder Bewegungsarmut während z.B. Reisen im Auto/Zug /Flugzeug können die Blutzirkulation und damit den Blutfluß stören und so das Risiko zur Entstehung eines Thrombus erhöhen.

Neben der Herztätigkeit sind Venenklappen und die muskuläre Arbeit in den Beinen (so genannte Muskelpumpe) von großer Bedeutung für die Aufrechterhaltung eines Blutflusses. Mit jeder muskulären Aktivität während der Beinbewegung werden Fußmuskeln und Wadenmuskulatur betätigt. Diese drücken mit jeder Kontraktion gegen die Venenwand und fördern somit den Blutfluß. Wenn dies Muskelaktivität aus unterschiedlichen Gründen nun reduziert ist, kommt es zu einer Verlangsamung der Strömungsgeschwindigkeit und somit zu einem Blutstau („Stase“). Die Fehlfunktion der Venenklappen übrigens ist der Grund, warum Menschen mit Krampfadern ein erhöhtes Risiko für oberflächliche Thrombosen haben: Die Venenklappen verhindern normalerweise den Rückfluss des Blutes. Bei Funktionsstörungen der Venenklappen im Bein, kommt es zu einem Rückfluss über die defekte Klappe und auf diese Weise zu einem Blutstau. Folge ist die Venenerweiterung, Schwellung mit erhöhtem Gewebedruck und damit wiederum zu einer Verlangsamung des Blutflusses; Und somit zur Stase. Hier sehen wir wieder die Verbindung zur „Virchow-Trias“.

Welche weiteren Gründe / Ursachen haben wir für eine veränderte Blutzusammensetzung:
U.a.

  • Krebserkrankungen
  • Einnahme von Kontrazeptiva („Pille) insbesondere in Verbindung mit Rauchen!
  • Bluterkrankungen
  • Flüssigkeitsmangel
  • Erhöhtes Körpergewicht (Adipositas; Body-Mass-Index > 30)

Wichtig in dem Zusammenhang ist die Frage nach bislang schon stattgefundenen Thrombosen in der Vorgeschichte bzw. das gehäuft familiäre Auftreten von Thrombosen.

Von großer Wichtigkeit ist nicht nur die frühe Diagnosestellung und Einleitung einer Therapie, sondern auch die Beantwortung nach der Frage einer verlängerten blutgerinnungshemmenden Therapie. Nach der Zeit von in der Regel 3-6 Monaten bei tiefen Beinvenenthrombosen stellt sich immer die Frage, ob eine Fortführung notwendig ist („so genannte verlängerte Erhaltungstherapie“). Daher ist die Anbindung an einen Gefäßspezialisten von Bedeutung, da unterschiedliche Gründe dafür, aber auch manchmal dagegen sprechen.

Häufig wird die Frage gestellt, ob das Bein im Fall einer Thrombose ruhen muss.

Nein, grundsätzlich bedarf es keiner Ruhigstellung. Im Gegenteil, eine Bewegung des Beines ist sogar zu befürworten.

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